Düsseldorfer Senf – Rheinische Lebensart im Glas

Er ist dunkel, schmeckt scharf-würzig und selbst Vincent van Gogh war Fan. Historisch ist Letzteres zwar nicht eindeutig belegt, aber wer sich das Gemälde „Stillleben mit Steingut, Flaschen und Schachtel“ von Vincent van Gogh einmal genau ansieht, erkennt das ikonische Steintöpfchen, das man heute noch auf den Tischen der Düsseldorfer Altbierbrauereien findet.

Hergestellt wird der scharfe, malzig-bräunliche Senf, der als „Düsseldorfer Mostert“ bekannt ist, seit 1726. Die Grundzutat von Senf sind im Übrigen immer Samen der Senfpflanze. Um aus den gelben, braunen oder schwarzen Körnern eine Paste herzustellen, werden die Senfkörner geschrotet und in eine Mischung aus Essig, Wasser, Salz und Gewürzen eingelegt. Die braunen und gelben Körner werden für mittelscharfen Senf verwendet, für scharfen Senf müssen die braunen Körner überwiegen. Seine Schärfe hat der Senf, der auch als ABB-Senf bezeichnet wird (ABB steht für die Initialen des Firmengründers Adam Bernhard Bergrath) vermutlich auch durch den Düsseldorfer Brantweinessig. Abgesehen von dem Brantweinessig hat sich an der Rezeptur und der Herstellungsweise seit 1726 nahezu nichts verändert. Traditionell wird der Düsseldorfer Mostert auch immer noch im grauen Steinzeugtopf mit blauem Anker verkauft, der schon auf Van Goghs Gemälde zu sehen ist.

Senftopf Düsseldorfer Mostermann. I Foto: P.Taszynski

Traditionssenf seit 1726

Der Düsseldorfer Senf gilt laut eigenen Angaben als die älteste Senfmarke Deutschlands. Gegründet wurde die älteste Düsseldorfer Senffabrik 1726 auf der Ritterstraße in der Altstadt von Wilhelm Theodorus Esser. Den Namen ABB erhält der Senf allerdings erst 70 Jahre später, als das Unternehmen durch eine Erbschaft an Adam Bernhard Bergrath überging. Für die Initialen auf dem Töpfchen sorgte der Sohn Bergraths. Mitte der 1960er Jahre wurde ABB dann von Löwensenf – einer anderen Düsseldorfer Senfmarke – übernommen. Die Marken Löwensenf und ABB Mostert bestehen jedoch bis heute und werden auch immer noch in Düsseldorf produziert. Auch die Marke Löwensenf bezieht sich im Logo auf die Heimat: Es greift den Bergischen Löwen aus dem Stadtwappen auf. Seit August 2012 sind die Bezeichnungen „Düsseldorfer Mostert“ sowie „Düsseldorfer Senf Mostert“ im Übrigen geschützte geographische Angaben – das bedeutet konkret: Nur Produkte, die aus Düsseldorf stammen, dürfen den Namen tragen.

Betriebsgebäude der Düsseldorfer Löwensenf GmbH in Düsseldorf-Lichtenbroich. I Foto: Alice Wiegand
Düsseldorfer Löwensenf. I Foto: AlMare

Senfladen und Senfmuseum

Da Düsseldorf eine Senf-Hauptstadt ist, ist es wohl wenig überraschend, dass es in Düsseldorf auch einen eigenen Senfladen samt Senfmuseum gibt. In der Berger Straße in der Altstadt können Besucher alles Wissenswerte über den beliebten Mostert erfahren und sich frischen Senf zapfen lassen (Senf verliert über die Zeit seine Schärfe). Verköstigen kann man Senf vor Ort natürlich auch – neben den Traditionsmarken Löwensenf und ABB-Senf gibt es hier auch weitere Düsseldorfer Klassiker wie die Traditionsmarke Radschläger, die in den 80er Jahren vom Markt genommen wurde. Der Senfladen und das kleine Senfmuseum sind montags bis samstags von 10-19 Uhr geöffnet.