Historie als Fundament neuen Lebens

maxfrei – ein Name, den das neue Stadtquartier an der Ulmenstraße nicht umsonst trägt. Er ist die Kurzform für maximale Freiheit und gleichzeitig eine Hommage an die Vergangenheit des Derendorfer Standorts. Warum frei? Lest selbst!

Die Ulmer Höh‘

Von 1893 bis 2012 sah das maxfrei Areal noch ganz anders aus als heute – und wurde auch gänzlich anders genutzt. In diesem Zeitraum war nämlich die Justizvollzugsanstalt Düsseldorf auf dem Gelände zu finden. Freiheit war genau das, was den Menschen hier fehlte. Im Volksmund wurde das an der Ulmenstraße gelegene Gefängnis nur Ulmer Höh‘ genannt. Einige der berühmtesten Insassen kennt ihr sicher auch: Zu ihnen zählen nämlich unter anderem der „Düsseldorfer Vampir“ und Serienmörder Peter Kürten und das RAF-Mitglied Andreas Baader. 2012 ist die JVA schließlich nach Ratingen umgezogen und hat die Ulmenstraße verlassen. Inzwischen ist vom ehemaligen Gefängnis nichts mehr übrig. Nichts mehr? Das ist nicht ganz richtig: Bei der Kapelle, die im Herzen von maxfrei steht und momentan als Wohnprojekt revitalisiert wird, handelt es sich nämlich tatsächlich um die denkmalgeschützte Gefängniskapelle, die gleichzeitig als Aufnahmestation der Gefangenen und Verwaltung genutzt wurde. Als Zeitzeugin aus längst vergangenen Jahren, die auch weiterhin den Quartiersalltag begleiten wird.

Die Ulmer Höh‘ kurz nach dem Umzug der Gefangenen nach Ratingen. Fotocredit: Markus Novak

Ein dunkles Kapitel: NS-Vergangenheit

Und es wird noch ein wenig historischer – und ja, auch düster: Denn in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren des Nationalsozialismus hatte der Gefängnisstandort Ulmer Höh‘ eine schreckliche Rolle inne: Als Ort willkürlicher politischer Haft stellte er eine Art Zwischenstation bei der Verschleppung jüdischer Bürger dar. Die letzte Unterbringung auf dem Weg ins Konzentrationslager.

Es ist eine historische Bürde, die nach Aufarbeitung verlangt. Insbesondere wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert wird. Mit dem Buch „Ulmer Höh – Das Gefängnis in Düsseldorf-Derendorf im Nationalsozialismus“ hat Historiker Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf, seinen Teil zur Erinnerungskultur beigetragen. Auch von uns ein klarer Literaturtipp für alle, die sich mit der Historie des Quartierstandorts auseinandersetzen wollen.

Blick nach vorn

So düster die Vergangenheit des maxfrei-Areals auch sein mag, so wichtig ist sie gleichzeitig. Denn sie ruft einem stets ins Gedächtnis, welche Werte und Privilegien wir in diesem modernen Zeitalter genießen und wertschätzen dürfen. Aus diesem Grund lässt maxfrei seine Historie in den Quartierscharakter einfließen und wandelt sie um in eine Zukunftsvision aus Menschlichkeit und Gemeinsamkeit. Wir stehen für eine Gemeinschaft, in der Diskriminierung keinen Platz findet, ein Ort, an dem jeder willkommen ist. Als Gegenbewegung zu Verschluss, Verfolgung und Verurteilung stehen wir ein für Freiheit und eine bunte, vielseitige Welt – heute und morgen. maxfrei schafft somit einen Gegenpol zur Ulmer Höh‘, ohne die Geschichte zu vergessen.