Der Nordfriedhof: Ein Geschichtsbuch der besonderen Art

Mit fast 70 Hektar Gesamtfläche (das entspricht fast 100 Fußballfeldern) ist der Nordfriedhof der größte Friedhof in Düsseldorf und liegt zwischen dem Flughafen und der Innenstadt im Nordwesten von Derendorf. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft fanden hier ihre letzte Ruhe. Viele Grabmale sind allein schon wegen ihrer künstlerischen Gestaltung von großer Bedeutung und einen kleinen Spaziergang über den Friedhof wert.

Das Hochkreuz auf dem „Millionenhügel“ | Foto: Wikimedia Commons, Jula2812

Imposante Grabstätten aus der Gründerzeit

Gegründet wurde der Friedhof Ende des 19. Jahrhunderts, ursprünglich als „Friedhof hinter dem Tannenwäldchen“. Damals gab es in Golzheim bereits einen kommunalen Friedhof (vorher wurde auf dem Kirchhof der Lambertuskirche beerdigt), der allerdings aufgrund des extremen Bevölkerungswachstums im 19. Jahrhundert kaum noch freie Begräbnisplätze hatte. 1904 folgte im Süden der Stadt der „Südfriedhof“, woraufhin der Friedhof an der Ulmenstraße seinen heutigen Namen „Nordfriedhof“ erhielt.

Heute beherbergt der größte Friedhof der Stadt rund 50.000 Grabstellen, in denen insgesamt über 200.000 Personen bestattet sind. Ganz in der Nähe des Haupteingangs (insgesamt gibt es sechs, die rund um die Uhr offen sind) befindet sich der große alte Friedhofsteil aus der Anfangszeit des Friedhofs. Er wurde in den 80ern aufgrund der zahlreichen, erhaltenswerten Grabstellen und der Friedhofskapelle unter Denkmalschutz gestellt.

Der Millionenhügel auf dem Nordfriedhof

Im Mittelpunkt dieses denkmalgeschützten Bereichs ist der sogenannte „Millionenhügel“, der zugleich den höchsten Punkt des Friedhofsgeländes darstellt und auf dem viele prunkvolle und auffällige Grabanlagen liegen. Da Düsseldorf zur Gründerzeit eine wichtige Wirtschafsmetropole war, ist es kaum verwunderlich, dass sich hier viele Grabstätten von Industriellen- und Bankiersfamilien finden lassen (daher auch der Name „Millionenhügel“), etwa wie das älteste Grab des Nordfriedhofs, das Familiengrab Hoeltgen. Besonders aufwändig ist auch das Grab des Industriellen Robert Zapp, dessen Familie im Stahlhandel tätig war und zur damaligen Düsseldorfer High Society gehörte. Das Grab vereint nicht nur mehrere architektonische Elemente, sondern auch christliche Symbole mit antiker Mythologie. Sehr beeindruckend ist auch das Grab der Familie Henkel, auf dem auf Firmengründer Fritz Henkel hingewiesen wird (seit Jahrzehnten werden dort allerdings keine Familienmitglieder mehr beerdigt) und das aus einem tempelähnlichen, offenen Bauwerk mit Frauengestalt aus Marmor besteht.

Der Gang über den „Millionenhügel“ gleicht einem Blick in das Geschichtsbuch der Industrie, denn Düsseldorf war zur Gründerzeit umgangssprachlich der „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ und diente als Verbands- und Verwaltungssitz vieler Eisen und Stahl produzierender Betriebe des Ruhrgebiets. Die Verbindung zwischen Ruhrgebiet und Rheinland zeigt sich auch an der Skulptur „Bergmann mit Laterne“, die unweit des Hügels steht.

Interessant sind aber nicht nur die Gräber auf dem „Millionenhügel“, auch andere Grabstätten erzählen ein Stück Geschichte. Wie das Grab von Treuhand-Chef Detlev Rohwedder, der von RAF-Terroristen ermordet wurde. Oder das Grab von Rosemarie Nitribitt, die als Edel-Prostituierte arbeitete und mit 24 ermordet wurde – um den Fall (der Täter wurde bis heute nicht ermittelt) ranken sich bis heute viele Spekulationen, er wurde mehrmals verfilmt.

Auf dem Gelände des Nordfriedhofs liegt auch der neue jüdische Friedhof (offiziell aber nicht Bestandteil des Nordfriedhofs). Er wird im Gegensatz zu dem Nordfriedhof nicht von der Stadt Düsseldorf verwaltet, sondern von der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf und ist am Sabbat, sowie an jüdischen Feiertagen und in der Nacht geschlossen.

Ein ausgedehnter Spaziergang über den Nordfriedhof lohnt sich also, nicht nur um sich die imposanten Gräber anzuschauen, sondern auch weil, der Friedhof wie ein weitläufiger Park angelegt ist.

Das älteste Grab des Nordfriedhofs gehört der Familie Hoeltgen | Foto: Wikimedia Commons, A.Savin