Wer häufig am Düsseldorfer Bahnhof unterwegs ist, hat ihn bestimmt schon gesehen: In luftiger Höhe, ganz oben, steht er da. Adrett im grauen Anzug gekleidet, scheint er Fotos der vorbeilaufenden Passanten zu machen. „Der Fotograf“, so heißt die Figur, ist eine der sogenannten „Säulenheiligen“. Insgesamt zehn, auf den ersten Blick täuschend echt aussehende, Figuren von Künstler Christoph Pöggeler stehen seit 2001 verteilt in Düsseldorf auf Litfaßsäulen.
Säulenheilige sind, der christlichen Überlieferung nach, Mönche, die tatsächlich ihr Leben auf einer Säule verbracht haben. Mit Geistlichen haben die Figuren von Pöggeler allerdings weniger zu tun – er zeigt Alltagsmenschen. So steht nahe dem Burgplatz ein in Jeans gekleidetes junges Pärchen auf einer Litfaßsäule, vor der Lambertuskirche eine Mutter mit Sohn und in Rheinufernähe ein Geschäftsmann mit Krawatte und Aktenkoffer. Beim Geschäftsmann habe Pöggeler sich an seiner eigenen Statur orientiert, dafür sei er sogar selbst auf eine Litfaßsäule geklettert, um ein Gefühl für die Bewegung mit Aktenkoffer in Höhe von 3,80 Metern zu bekommen. Die erste Säulenheilige, die Figur „Marlis“, eine Frau in Richtung Rheinturm blickend nahe des WDR-Studios, ist eine Hommage an seine Lebensgefährtin.
Die Gestaltung der einzelnen Figuren besteht im Übrigen aus vielen Einzelschritten: Erst muss Pöggeler aus Stahl ein Gerippe schweißen, das mit vielen Schichten Ton per Hand modelliert wird. Anschließend wird die Figur mit Silikon bestrichen, eingegipst, mit Kunststoff ausgegossen und mittels Glasfaser und Stahl windsicher gemacht. Zum Schluss wird die Figur dann bemalt. Damit man die Figuren auch von weitem gut sieht, sind sie etwas größer als die Menschen im Original, die dafür Modell standen. Obwohl man aus der Ferne keine Details erkennen kann, achtet Pöggeler selbst auf Kleinigkeiten wie realistisch aussehende Wimpern. Die Message der Säulenheiligen ist klar: Jeder ist besonders, egal wie „normal“ man sich selbst sieht.